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Schöllenbach
Schöllenbach
Die ersten Siedler dürften sich schon im frühen Mittelalter in Schöllenbach niedergelassen und an der Stelle eines vorchristlichen Quellheiligtums eine Kapelle errichtet haben. Dieses Kirchlein wurde bald Ziel zahlreicher Wallfahrten, da dem dort sprudelnden Quellwasser eine besonders bei Augenleiden heilkräftige Wirkung zugesprochen wurde und in der Kapelle ein Marienbild mit einer „wundertätigen Ausstrahlungskraft“ zu sehen war. Dieses Gnadenbild zog Scharen von Pilgern an und veranlasste Schenk Philipp IV. von Erbach1465 die kleine Kapelle durch eine dreischiffige gotische Wallfahrtskirche zu ersetzen. Hinter dem Marienaltar, dem man angeblich Reliquien des Apostels Petrus und der Hl. Ursula beigefügt hatte, befand sich die Quelle, die in einem unterirdischen Gang abfloss. Noch heute tritt das Quellwasser an der südlichen Kirchengartenmauer an einem als Waschplatz gestalteten Quellbecken zutage und ergießt sich in der vorbeifließenden Itter.
1515 stiftete Schenk Eberhard von Erbach anlässlich seiner Hochzeit mit Marie von Wertheim der Kapelle einen kostbaren, holzgeschnitzten Flügelaltar. Dargestellt ist die Wurzel Jesse mit zwölf Königen als Stammväter Christi und in dem Strahlenkranz, alle überragend, Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm.
Nach Einführung der Reformation wurden die Wallfahrten untersagt, die Pfarrstelle aufgegeben, und in Schöllenbach fand kein Gottesdienst mehr statt. Nur zur Kirchweihpredigt und bei Todesfällen kam der Pfarrer von Beerfelden. So setzte der allmähliche Verfall der Kirche ein. 1601 ließ Graf Georg von Erbach daher den Altar in der neuen Erbacher Friedhofskapelle aufstellen, und 1872 fand er seien endgültigen Platz in der Hubertuskapelle des Erbacher Schlosses.
1780 begann man die Ruine in das heutige Kirchlein umzugestalten. Die Mauern dies Langhauses und der Kirchturm wurden abgerissen und der stehen gebliebene Chor der Kirche erhielt ein neues Dach. Das einstige Portal blieb als Eingangstor zum Kirchengarten erhalten. Die Kanzel brachte man auf einer Arkadensäule des ehemaligen Langhauses an. Der immer noch als heilkräftig angesehene Kirchbrunnen dient bis heute dem Grafenhaus Erbach und den Schöllenbachern als Taufwasser. Darüber hinaus benutzen es viele Einwohner als Heilwasser bei Unwohlsein sowie gegen Augen- und Frauenleiden.